freitag: tagsüber mal wieder im lateinkurs, davor einige erledigungen im sinne des zeitplans. bringe nebenbei auf dem heimweg einen staatsbürger zur raison und lobe die demokratie. besuche später einen freund, der mich zum verschnabulieren einer halben mozartkugel nötigen will. da diese ungefähr minidickmanngroß ist, ich mozartkugeln aber ungefähr hallorenkugelgroß in erinnerung habe, weigere ich mich standhaft, das könnte ja weißgottwas sein. nachdem wir die frage, was genau ein buch spannend macht, nicht klären konnten, marschiere ich durch wind und wetter nach hause.
samstag: werde von freunden mit dem »romanes eunt domus«-scherz aufgezogen und lasse mich zu einer korrektur dieses satzes hinreißen. muss mir danach vorwerfen lassen, die erklärung bei monty python sei besser. telefoniere mit t., der mich zu sozialen kontakten überreden will. er hat sich den rücken übrigens nicht enthaaren lassen.
sonntag: verschiebe das beantworten unzähliger emails auf unbestimmte zeit und esse bei meiner oma wie gewünscht spinat mit spiegelei. hatte über 24 stunden kein latein mehr und bin deswegen den ganzen abend über unruhig. überlege, wie ich meine freunde loswerden kann, um mehr zeit zum lernen unregelmäßiger verben zu haben.
montag: endlich wieder lateinkurs. stelle fest, ein enorm gut über das partizip perfekt passiv informierter versager zu sein. erhalte eine offizielle einladung auf einem kleinen gelben post-it. glaube, sowas nennt man »angenehm unbürokratisch«.
dienstag: kaufe eine hose und einen pullover, da mir der lateinkurs keine zeit zum wäsche waschen lässt. beschließe, fortan einen semiotischen kulturbegriff zu vertreten.
mittwoch: schicke eine geplagte bibliotheksaufsicht von hier nach dort, um morgens vor latein ein wenig theater heute zu lesen. muss gegen nachmittag den kurs für ein gespräch im rahmen des zeitplans und zwei vorherige beruhigungszigaretten kurzfristig unterbrechen. bekomme dort eine reihe unbequemer fragen gestellt, überstehe die sache dann aber doch irgendwie. fahre später mit meiner mutter bus, die mich mit einer weiteren unbequemen frage konfrontiert, nämlich seit wann ich mir die nägel in einem so ***** rosa lackiere.
donnerstag: erlerne im lateinkurs die korrekte verwendung des konjunktiv plusquamperfekt passiv. bin inzwischen an unkontrolliertem seufzen zu erkennen (genauer: ich bin die, die alle fünf minuten »oh gott« stöhnt). laufe auf dem heimweg versehentlich an zweitausendeins vorbei und finde später zuhause ein gelbes suhrkampbändchen (ernst bloch: politische schriften 1917 – 1919) in meiner tasche. die kaufanreize sind teuflisch geworden heutzutage.